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Da Estella rundherum von Bergen umgeben ist, geht's gleich bergauf - allerdings nur gemächlich. Schon nach knapp 3 km die erste Pause machen, und zwar am Monasterio (= Kloster) de Santa María la Real de Irache. Für diese Pause gibt es zwei völlig unterschiedliche triftige Gründe:

1. Das Kloster Irache ist uralt. Es bestand jedenfalls schon vor der Befreiung des Gebiets von der Herrschaft der Mauren, d.h. schon vor 914. Seit 958 war es eine Benediktinerabtei. Im Jahr 1054 wurde eine Herberge für die Pilger eingerichtet - noch bevor es die Pilgerherbergen in Roncesvalles und in Estella gab. Von 1534 bis 1824 war hier eine Universität, die nach ihrer Schließung nach Sahagùn verlegt wurde. Heute wird das Klostergebäude als Museum genutzt. Der Bau eines Hotels ist geplant. Die Klosterkirche aus dem 12./13. Jahrhundert und der im 16. Jahrhundert errichtete Kreuzgang sind sehenswert.

2. Direkt neben dem Kloster hat die Weinkellerei "Bodegas Irache" einen "Weinbrunnen" ("Fuente del Vino") installiert. Er besteht aus zwei Hähnen über einem Becken – einem Wasserhahn und - ungelogen - einem "Rotweinhahn". Jeder kann sich bedienen. Die "Weinquelle" wird täglich mit 70 l Wein gefüllt. Wer zu spät kommt, geht leer aus. Ob die Busecker auch dann angehalten hätten, wenn nur das Kloster da wäre? Ganz bestimmt.

Weiter geht's über Azqueta (560 m) zum höchsten Punkt der Etappe, nach Villamayor de Monjardin (675 m), einem wunderschön am Hang des Monjardin (894 m) gelegenen Ort mit nur rund 140 Einwohnern. Kurz vor dem Ort passiert man die "Fuente de los Moros", eine Zisterne, an der die Pilger im Mittelalter ihre Tiere tränkten. Sie ist überbaut mit einem hallenähnlichen vorne offenen Gebäude, in dem man ein paar Steinstufen hinuntergehen muss, um zum Wasser zu gelangen. Über Los Arcos und Sansol wird Torres del Rio (470 m) erreicht, auch ein kleiner Ort (150 Einwohner), dessen Hauptsehenswürdigkeit die Iglesia del Santo Sepulcro ist, eine um 1220 errichtete Kirche, die nicht nur durch ihre achteckige Form eine verblüffende Ähnlichkeit mit der in der Nähe von Obanos gelegenen Kirche Santa Maria in Eunate hat.

Viana

Viana wurde 1219 als Grenzstadt zwischen den Königreichen Navarra und Kastilien gegründet. Auch heute ist die Stadt, die aktuell rund 4000 Einwohner hat, noch immer Grenzstadt. Sie gehört zur autonomen Gemeinschaft Navarra und ist an der Grenze zur autonomen Gemeinschaft Rioja gelegen. Auch Viana lag (wie Estella) zunächst nicht direkt am Weg der Jakobspilger. Sancho VII., der Stadtgründer, verstand es aber, der neuen Stadt innerhalb kurzer Zeit durch gezielte Ansiedlungen aus der Provinz und durch die Einräumung von exklusiven Privilegien eine solch große Bedeutung zu verschaffen, dass die Pilger zunehmend Viana als Beherbergungsort und "Raststätte" wählten. Dies hatte letztlich zur Folge, dass die Wegführung verlagert wurde. Wie man sieht, hatte der Jakobsweg schon damals erhebliche wirtschaftliche Bedeutung für seine Anrainer. Heute ist es natürlich genauso. Es wäre einmal interessant, zu erfahren, wieviele Menschen durch den Camino Francés ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Nicht ohne Grund ist die gesamte Altstadt von Viana zum künstlerisch und historisch wertvollen Ensemble von nationalem Wert erklärt worden, wie auch die Pfarrkirche Santa María de la Asunción. Der Stadtkern aus dem 13. Jahrhundert ist teilweise noch erhalten, darunter nicht nur mehrere Sakralbauten, sondern (u.a.) auch wappengeschmückte Häuser, Teile der alten Stadtmauer, das Rathaus und die Paläste der Urras und der Cerecedas.

Auch Viana gehört zum kulturellen Pflichtprogramm.

Es geht noch einmal hinauf zur Ermita de la Virgen del Poyo (580 m) und dann fast nur noch bergab über Viana (460 m), Ermita de las Cuevas (400 m) nach Logroño.

Logroño

Logroño (384 m über NN), die Hauptstadt der Autonomen Gemeinschaft Rioja, ist im Tal des Ebro gelegen, des zweitgrößten Flusses der Iberischen Halbinsel.

Die lebhafte Universitätsstadt mit mehr als 150.000 Einwohnern, die auch eine moderne Einkaufsstadt ist, blickt auf eine lange Geschichte zurück. Vor mehr als 2000 Jahren entstand hier - an einer Furt des Ebro - eine Siedlung, die als Hauptort der Beronen, eines Keltenstamms, zunächst den Namen "Vareia" trug. Die Römer gaben ihr den Namen "Varelus", später den Namen "Lucrosus", woraus letztlich "Logroño" wurde. Sie errichteten neben der Furt eine Brücke. Nach einem wechselvollen Auf und Ab mit Zerstörungen, Wiederaufbau, Eroberung und Rückeroberung brachte Alfons VI. im Jahr 1095 die soeben (1092) wieder einmal (von El Cid) zerstörte Stadt Logroño gezielt auf Vordermann. Auch hier spielte die Lage der Stadt (direkt am Jakobsweg) dabei eine maßgebliche Rolle. Es erfolgten nicht nur der gezielte Wiederaufbau, sondern auch die Ausstattung mit den Stadtrechten und weiteren Privilegien sowie, vor allem, die Errichtung einer neuen Ebro-Brücke, womit die große Bedeutung als wichtige Pilgerstation manifestiert wurde.

Der große Fluss Ebro verleiht der Altstadt, in der mit großer Sicherheit eine Menge los ist, eine ganz besondere Stimmung. Ein abendlicher Besuch ist ganz sicher ein Erlebnis.

Die kulturell Interessierten werden hier ebenfalls fündig. Das Highlight ist Santa María la Redonda, die im 15. Jahrhundert errichtete Kirche mit ihren eindrucksvollen Zwillingstürmen. Weitere Sehenswürdigkeiten: Santa María del Palacio, San Bartolomé (mit einem wunderschönem gotischen Portal), Santiago, Espartero-Palast u.a.

Von Logroño führt der Weg über Pantano de Grajera (440 m) und Alto de la Grajera (540 m) nach Navarrete (520 m). Dieser Ort wurde wegen seiner Denkmäler und seiner geschichtlichen Bedeutung zum Ensemble von künstlerisch-historischer Bedeutung (Conjunto Histórico-Artístico) erklärt.

Weiter geht es über Ventosa (620 m), Alto de San Anton (670 m), auf dem die Pilger unzählige Steinmännchen errichtet haben, und Rio Yalde (520 m) nach Najéra (480 m). Im 10. und im 11. Jahrhundert war Nájera zeitweise Sitz der Könige von Navarra. Sehenswert ist ein ehemaliges Benediktinerkloster. Letztlich landeten unsere Radfahrer eher zufällig in Azofra (559 m), einem Ort mit rund 200 Einwohnern. Dort sind sie nämlich (nach mehreren vergeblichen Versuchen) auf ihrer Suche nach einem Nachtquartier endlich fündig geworden.

 
     
Die Camino-Fahrer bedanken sich bei den nachstehenden Firmen für die freundliche Unterstützung.
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