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Literarisches von Alfred Keil alias Angelo Niklas

 
29. Januar 2023

Alfred Keils Kolumne

... UND IST AUCH IMMER NOCH SO: Die Briten haben ein Gesetz, das verbietet, im Parlament zu sterben. Die Franzosen dürfen ihre Mastschweine nicht „Napoleon“ nennen. Und in Florida dürfen ledige Frauen sonntags nicht Fallschirm springen.

Lachen Sie nicht über die Ausländer! Die Deutschen sind am Ende noch schlimmer, was ihre Sprachungetüme angeht. Nach Paragraf 50 der Straßenverkehrsordnung wird nämlich mit einem Strafgeld belegt, wer „mit dem Fahrrad den Luftraum über Helgoland verletzt“. Was sind das für Politiker und Verwaltungsbeamte, die ein solches Kauderwelsch verzapfen, das dann auch noch bindend ist und nicht korrigiert wird?

Aber es gibt auch Stilblüten der harmloseren Natur, die aber geeignet sind, die Teilnehmer einer fröhlichen Gesellschaft zu animieren, sich wiehernd auf die Oberschenkel zu klopfen. In einem Mitteilungsblatt des alten Oberlahnkreises stand zu lesen: „Wenn bei Anbruch der Dämmerung noch Straßenlampen brennen, dann brennen noch Straßenlampen.“ Das ist korrektes Deutsch, entspricht zweifelsohne der Wahrheit und ist für jedermann verständlich. Aber es wäre lächerlich, wenn es nicht so lustig wäre.

Ein Bürgermeister aus derselben Gegend antwortete auf meine Frage, was denn aus diesem und jenem Bauprojekt geworden sei, mit einer umwerfenden Wortschöpfung: „Die mussten wir aus finanziellen Gründen leider schubladisieren.“

Warum ich aus dem Lachen nicht mehr herauskam, musste ich dem guten Mann aber erst erklären. Daraufhin lud er mich gutgelaunt zum Mittagessen ein, zumal die Glocke des nahen Kirchturms gerade ein Uhr geschlagen hatte.

Auch in Zeitungen und Zeitschriften finde ich regelmäßig Formulierungen, die mir die Zähne stumpf werden lassen. Vor wenigen Tagen lese ich einen Artikel über das sogenannte Cybermobbing. Da waren doch tatsächlich „je hälftig Mädchen und Jungen befragt worden“, welche Erfahrungen sie mit diesem Missstand gemacht haben. In meinem langen Berufsleben habe ich meine Befragungen noch nie „je hälftig“ durchgeführt. Des Weiteren würde ich niemals hinweisen auf die „Weltenachse, die um den Kosmos gruppiert ist“. Früher konnte man eine gerade Linie jedenfalls nicht „gruppieren“. Ich hätte auch keineswegs formuliert, dass ausgediente Dachlatten „der thermatischen Verwertung zugeführt“ worden seien, ich hätte einfach gesagt: „Die Dachlatten wurden verbrannt.“ Basta!

In seinem Buch „Deutschland verblödet“ stellt Gustav Sichelschmidt fest, der allgemeine kulturelle Werteverfall habe bei uns in Deutschland Hochkonjunktur. Zu den Symptomen für den Niedergang gehören seiner Meinung nach die Chaos stiftende Rechtschreibreform, die integrierte Gesamtschule, die Love Parade und die Unterhaltungsindustrie, die auf Blödelniveau herabgesunken sei. Das Volk der Dichter und Denker degeneriere immer mehr zu einer Gesellschaft von Talk-Show-Kandidaten.

Marcel Reich-Ranicki hatte in diesem Punkt recht: Wenn du wissen willst, wie verblödet unsere Kultur inzwischen ist, dann blättere mal das Fernsehprogramm durch.

Ich weiß, das klingt alles ziemlich populistisch. Aber wenn man einen dreizehnjährigen Hauptschüler sagen hört, Skandinavien bestehe aus Schweden, Holland und Nordpol, dann verschlägt es einem vor Betroffenheit die Sprache. Doch Sprachlosigkeit bringt uns auch nicht weiter.

Was uns vielleicht weiterbringt, ist mehr Aufmerksamkeit für die nach uns kommende Generation, mehr Zeit, mehr Mühe, den jüngeren mit gutem Beispiel voranzugehen. Auch im Gebrauch unserer schönen Muttersprache.

 

 

 

 

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