... EINE JAHRTAUSENDWENDE. Das
christliche Abendland hat nun schon zwei davon hinter sich gebracht. Die
erste ging so dramatisch vonstatten, dass mancher Zeitgenosse dabei auf
der Strecke blieb. Die Erwartungshaltung der von den Priestern
indoktrinierten Massen war so angespannt, die Angst vor dem richtenden
Christus so groß, dass viele, als die Glocken zu läuten begannen,
schlichtweg der Schlag getroffen hat.
Beim zweiten Mal blieben die Menschen
ruhiger. Die Hysterie erschöpfte sich mehr oder weniger in der
Befürchtung, dass die Tiefkühltruhe explodieren oder implodieren könnte.
Die Corona-Pandemie kommt eigentlich 20 Jahre zu spät. Sie hätte besser
zum Jahr 2000 gepasst.
Was haben uns die ersten Jahre des
dritten Jahrtausends gebracht? Auf Anhieb fallen mir zwei Ereignisse ein:
Amerika entschied sich für einen Präsidenten, der die Welt jederzeit in
einen neuen Krieg hätte stürzen können. Und die deutsche
Fußball-Nationalmannschaft gewann zum vierten Mal die Weltmeisterschaft,
um vier Jahre später zum Kanonenfutter zu werden.
Natürlich hat das begonnene Jahrtausend
noch einiges mehr mit sich gebracht. Den Euro, zum Beispiel, mit dem
beileibe nicht alle Deutschen zufrieden sind. Der Frankfurter Künstler
Vollrad Kutscher war lange mit dem Schlagbohrer unterwegs, um rote
Pfennige in Pflastersteine zu setzen, damit unsere gute alte Währung nicht
in Vergessenheit gerät.
Beängstigend sind die Ergebnisse des
weltweit größten Schulleistungstests „Pisa“, der eine deutsche
Bildungskatastrophe offenbarte. Alle, die Putzfrau und der Minister,
regten sich öffentlich darüber auf. Alle wussten und wissen, wie Abhilfe
zu schaffen ist. Manche verlangten gar, dass Harry Potter in die Lehrpläne
aufgenommen wird. |
Auch dass unsere Bäume sterben, lässt
inzwischen fast jeden kalt. Hinter den Masken, die zur Zeit von fast allen
getragen werden, lauert nur noch diese eine Angst. Die Angst vor Corona.
Bin mal gespannt, ob die Impfung, die jetzt angelaufen ist, Abhilfe
schafft oder ob sie neue Probleme mit sich bringt. Und was ist mit der
plötzlichen Corona-Mutation?
In seinem schönen Comic „Julchen“
schreibt Wilhelm Busch, was alle immer wieder zitieren: „Eins, zwei, drei!
Im Sauseschritt läuft die Zeit, wir laufen mit.“ Vielleicht ist es die
Angst vor dem Zeitverlust, die die Zeitgenossen immer dazu getrieben hat,
in der Nacht zum 1. Januar einen solchen Radau zu veranstalten.
Der letzte Tag im Jahr müsste eine ganze
Woche dauern. Dann könnten wir viele Versäumnisse wieder wettmachen. Noch
zwei, drei wichtige Mails vom Stapel lassen, einen Kranken anrufen, mit
Freunden um einen heimischen Berg wandern, anschließend ein Glas mit ihnen
trinken und ein altes Lied mit ihnen singen.
Ein frohes Neues Jahr euch allen!
Der Siegeszug des Aids-Virus scheint im Sand
verlaufen zu sein. Allzu gewaltig schwappt Corona über den Blauen Planeten
hinweg. Auch von den unzähligen Kindern, die zur Prostitution gezwungen
werden, redet niemand mehr. Und über die Bitte nicht weniger Fußballfans,
Pele solle sich endlich klonen lassen, kann keiner mehr lachen. Der
brasilianische Ausnahmefußballer hat diese Bitte außerdem jedes Mal
(kichernd) abgelehnt.
_____________________________
Dieser Text
als PDF-Datei |